Bei einem Gang durch die Strassen von Lissabon fallen insbesondere die bunt bemalten Keramikfliesen an den Hausfassaden ins Auge. Früher sollten sie den Reichtum und das Ansehen der jeweiligen Hausbesitzer repräsentieren.
Je komplizierter und raffinierter ein Muster gestaltet war, umso größer war die Wertschätzung der Familie in der Stadt. Handwerkskunst wurde hier zum Symbol von Ansehen und Reichtum. Heute bröckelt der Putz. Zahlreiche einst prunkvolle Fassaden fallen dem Verfall der Häuser zum Opfer. Der Erhalt der Azulejosfassaden ist für viele Hausbesitzer zu kostspielig. Günstiger sind Neubauten. Das Stadtbild Lissabons ist im Wandel.
Durch das Ausschneiden der alten Muster aus den Linolplatten vertiefe ich mich in die alten Muster. Ich nähere mich der Arbeit der Druckstockherstellung der einstigen Fliesenmacher an. Wie sie früher, so schneide auch ich heute die Muster Linie für Linie aus der Platte. Ein unbequemer, bisweilen mühsamer Weg. Die Finger schmerzen, aber am Ende soll das Muster wieder erstrahlen.
Ich möchte das Bild der Fliesenkunst festhalten und somit vor dem Verschwinden bewahren. Ich möchte für einen Moment die Zeit anhalten, dem Verfall Einhalt gebieten.